Anspruchsdenken und Narzissmus sind nicht identisch
Interview mit BUSINESS INSIDER
Ein bestimmtes Verhalten von Menschen wird oftmals mit Narzissmus verwechselt — doch es gibt einen Unterschied. Es gibt Menschen, die denken, dass ihnen alles zusteht. Dass sie das Anrecht auf dieses, jenes und weiteres haben — sei es der Platz in der ersten Reihe, die Sonderbehandlung beim Arzt oder ein Chefgehalt trotz Praktikantenjob. Eine Grundhaltung, bei der die persönlichen (oftmals überzogenen) Ansprüche im Mittelpunkt stehen, mag zunächst stark nach Narzissmus klingen. Gleichsetzen kann man diese Haltungen aber nicht, wie Psychologen erklären.
Wer zum Anspruchsdenken neigt, sollte sich diese zwei Fragen stellen. Laut Dipl.-Psychologin Elke Overdick entsteht Anspruchsdenken genau so, wie Menschen grundsätzlich etwas lernen: „Ich lerne am Modell und schaue mir Sicht- und Verhaltensweisen bei wichtigen Bezugspersonen ab, oder ich ziehe aus Beobachtungen eigene Schlüsse.“ Um diese gelernte Haltung abzulegen, sollte man der Psychologin zufolge die eigenen Gedanken hinsichtlich dieser zwei Kriterien überprüfen:
1. Sind die Ansprüche an mich und andere hilfreich (zum Beispiel, um mich zu motivieren, das Beste aus mir rauszuholen? Macht mich dieser Anspruch glücklich?)
2. Sind die Ansprüche an mich und andere realistisch (ist das machbar unter den gegebenen Rahmenbedingungen? Wieso bin ich der Meinung, dass mir das zusteht?)?